Der Esel ist für uns heute, im allgemeinen Verständnis und Sprachgebrauch, der Inbegriff für Eigensinn und Sturheit.
So kennt heute jeder Ausdruck: „Stur wie ein Esel“.
Möglicherweise ist die Entstehung des Ausdrucks auf die biblische Begebenheit in 4. Mose 22 zurückzuführen, wo Bileam auf dem Esel ritt und dieser plötzlich, aus für Bileam zunächst nicht erkennbaren Gründen, nicht mehr weitergehen wollte und den Gehorsam verweigerte. Letztlich wissen wir als Bibelleser aber auch, dass es Gottes Eingreifen war, um Bileam von einer schweren Sünde gegen Gottes auserwähltes Volk Israel abzuhalten.
[4. Mo. 22,21-31]
Und Bileam machte sich am Morgen auf und sattelte seine Eselin und zog mit den Fürsten von Moab.
Da entbrannte der Zorn Gottes, dass er hinzog; und der Engel des HERRN stellte sich in den Weg, ihm zu widerstehen. Er aber ritt auf seiner Eselin, und seine beiden Jünglinge waren mit ihm. Und die Eselin sah den Engel des HERRN auf dem Weg stehen mit seinem gezückten Schwert in seiner Hand, und die Eselin bog vom Weg ab und ging ins Feld; und Bileam schlug die Eselin, um sie wieder auf den Weg zu lenken. Da trat der Engel des HERRN in einen Hohlweg zwischen den Weinbergen: eine Mauer war auf dieser, und eine Mauer auf jener Seite. Und die Eselin sah den Engel des HERRN und drängte sich an die Wand und drückte den Fuß Bileams an die Wand; und er schlug sie noch einmal. Da ging der Engel des HERRN nochmals weiter und trat an einen engen Ort, wo kein Weg war auszubiegen, weder zur Rechten noch zur Linken. Und als die Eselin den Engel des HERRN sah, legte sie sich nieder unter Bileam; und es entbrannte der Zorn Bileams, und er schlug die Eselin mit dem Stab. Da tat der HERR den Mund der Eselin auf, und sie sprach zu Bileam: Was habe ich dir getan, dass du mich nun dreimal geschlagen hast? Und Bileam sprach zu der Eselin: Weil du Spott mit mir getrieben hast; wäre doch ein Schwert in meiner Hand, so hätte ich dich jetzt totgeschlagen! Und die Eselin sprach zu Bileam: Bin ich nicht deine Eselin, auf der du geritten bist von jeher bis auf diesen Tag? War ich je gewohnt, dir so zu tun? Und er sprach: Nein.
Da enthüllte der HERR die Augen Bileams, und er sah den Engel des HERRN auf dem Weg stehen, mit seinem gezückten Schwert in seiner Hand; und er neigte sich und warf sich nieder auf sein Angesicht.
In frühen biblischen Zeiten wurde dem Esel ein durchaus hoher Stellenwert beigemessen, war er doch ein wichtiger und zuverlässiger Lastenträger über Jahrtausende hinweg. Der Esel zeichnete sich durch große Trittsicherheit in unwegsamem Gelände, einen guten Orientierungssinn und äußerste Robustheit aus. Das wussten die Menschen sehr zu schätzen.
Wenn die Bibel über die Besitztümer der Männer im Alten Testament spricht, wird häufig die Menge der Esel in einem Atemzug mit den vermeintlich wertvolleren Nutztieren, wie Schafe, Ziegen und Rinder, genannt. Das zeigt welche Bedeutung der Esel für die damals lebenden Menschen hatte.
Auch als Reittier wurde er gerne genutzt. Das haben wir eben schon bei Bileam gesehen. Ich möchte aber nochmal besonders auf die bemerkenswerte Stelle hinweisen, wo berichtet wird, wie Jesus auf einem Esel reitend in Jerusalem eingezogen ist.
[Mt. 21,1-11]
Und als sie Jerusalem nahten und nach Bethphage kamen, an den Ölberg, da sandte Jesus zwei Jünger und sprach zu ihnen: Geht hin in das Dorf, das euch gegenüberliegt; und sogleich werdet ihr eine Eselin angebunden finden, und ein Füllen bei ihr; bindet sie los und führt sie zu mir. Und wenn jemand etwas zu euch sagt, so sollt ihr sprechen: Der Herr bedarf ihrer, und sogleich wird er sie senden. Dies alles aber ist geschehen, damit erfüllt würde, was durch den Propheten geredet ist, der spricht: „Sagt der Tochter Zion: Siehe, dein König kommt zu dir, sanftmütig und reitend auf einer Eselin und auf einem Füllen, des Lasttiers Jungen“. Als aber die Jünger hingegangen waren und getan hatten, wie Jesus ihnen aufgetragen, brachten sie die Eselin und das Füllen und legten ihre Kleider auf sie, und er setzte sich auf dieselben. Und eine sehr große Volksmenge breitete ihre Kleider aus auf den Weg; andere aber hieben Zweige von den Bäumen und streuten sie auf den Weg. Die Volksmengen aber, die vor ihm hergingen und nachfolgten, riefen und sprachen: Hosanna dem Sohn Davids! Gepriesen sei, der im Namen des Herrn kommt! Hosanna in der Höhe! Und als er in Jerusalem einzog, kam die ganze Stadt in Bewegung und sprach: Wer ist dieser? Die Volksmengen aber sagten: Dieser ist Jesus, der Prophet, der von Nazareth in Galiläa.
In dieser Zeit allerdings war der Stellenwert des Esels bereits deutlich gesunken und durch Maultier oder Pferd abgelöst worden. Dies wurde durch die Herrschaft der Römer massiv forciert, sodass das Reiten Jesu auf einem Esel zeigt, welche Gesinnung er im Herzen hatte.
Er beanspruchte keine Vorzugsstellung für sich, sondern gibt uns ein Muster an Demut und Selbstverleugnung, welches wir in unserem Leben, so wünscht er es sich, nachahmen dürfen.
Wenn wir über die Ansprache Gottes an uns nachdenken wollen, dann kommen wir an den beiden folgenden Versen nicht vorbei:
[1. Mo. 16,11-13]
Und der Engel des HERRN sprach zu ihr: Siehe, du bist schwanger und wirst einen Sohn gebären; und du sollst ihm den Namen Ismael geben, denn der HERR hat auf dein Elend gehört. Und er, er wird ein Wildesel von Mensch sein; seine Hand gegen alle und die Hand aller gegen ihn, und angesichts aller seiner Brüder wird er wohnen. Da nannte sie den HERR, der zu ihr redete: Du bist ein Gott, der sich schauen lässt!
[Hiob 11,12]
Auch ein Hohlköpfiger gewinnt Verstand, wenn auch der Mensch als ein Wildeselsfüllen geboren wird.
Dort und auch noch an anderen Stellen wird der Mensch mit einem Wildesel verglichen. Es ist besonders der ungezähmte, wilde und widerstrebende Charakter, den Gott mit uns Menschen in Verbindung bringt.
So sieht uns Gott von Geburt an, als Menschen, die mit allem was göttlicher Natur ist im Widerstand sind. Als Menschen, die Gott ablehnen und sich durch Eigenwillen auszeichnen, sodass Gott letztlich über jeden von uns das Urteil aussprechen muss, dass wir unbrauchbar für ihn sind. Völlig untauglich und nicht in der Lage etwas zu tun, was seine Anerkennung findet, so wie ein ungezähmter Wildesel unnütz und ohne Wert für den Menschen ist.
[Ps. 14,3]
Alle sind abgewichen, sie sind allesamt verdorben; da ist keiner, der Gutes tut, auch nicht einer.
[Röm. 3,12]
Alle sind abgewichen, sie sind allesamt untauglich geworden; da ist keiner, der Gutes tut, da ist auch nicht einer.“
Das ist unser natürlicher Zustand.
Aber Gott sei Dank, gibt es eine Lösung für dieses Problem.
So wie die Menschen damals aus einem Wildesel ein zahmes, führiges und dadurch für den Menschen brauchbares Tier gemacht haben, so kann auch aus uns Menschen etwas werden, was Gottes Zustimmung findet.
Es gibt eine Möglichkeit nützlich zu werden für Gott.
Nur bekommen wir das nicht selbst fertig. Genauso wenig, wie sich der Esel selbst zähmt.
Die Hilfe muss von außen kommen.
Die Bibel sagt uns wie das in Bezug auf uns Menschen stattgefunden hat:
[Joh. 3,16]
Denn so hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe.
Ja, aus eigener Anstrengung schaffen wir es nicht Gott zu gefallen, aber seine Liebe bietet uns Hilfe, in Jesus seinem Sohn, an.
Der Glaube an ihn, an sein Sterben am Kreuz der Sünde wegen und stellvertretend für die Sünde jedes an ihn glaubenden Menschen, bringt uns in eine neue Beziehung zu Gott.
Wir sind dadurch in die Lage versetzt, nicht mehr sündigen zu müssen, sondern können und dürfen, als Kennzeichen des neuen göttlichen Lebens, Gott zur Ehre leben.
[2. Kor. 5,17-18]
Daher, wenn jemand in Christus ist, da ist eine neue Schöpfung; das Alte ist vergangen, siehe, alles ist neu geworden. Alles aber von dem Gott, der uns mit sich selbst versöhnt hat durch [Jesus] Christus
[1. Joh. 3,9-10]
Jeder, der aus Gott geboren ist, tut nicht Sünde, …; und er kann nicht sündigen, weil er aus Gott geboren ist.
Aus dem natürlichen Menschen, aus unserer sündigen Natur, konnte nichts hervorkommen, was Gottes Anerkennung findet. Jetzt aber, als Teilhaber der göttlichen Natur, dürfen wir bildlich wie der gezähmte Esel nützlich und brauchbar für Gott sein.
Ab diesem Moment gilt es dann, dass Theorie und Praxis, oder besser, unsere von Gott geschenkte Stellung und unser praktisches Christenleben, zu einander passen.
Ich weiß nicht, wie du es empfindest, aber ist es nicht eine tägliche Herausforderung?
Ähneln wir nicht doch oft noch dem ungezähmten Esel? Sind wir nicht manchmal noch störrisch und widerstrebend, sodass Gott Mühe mit uns hat?
Dann muss er mitunter Erziehungsmaßnahmen anwenden, um uns in der „Spur“ zu halten. So wie man bei widerstrebenden Tieren Zaum und Zügel benutzt hat.
[Ps. 32,9]
Seid nicht wie ein Pferd, wie ein Maultier, das keinen Verstand hat; mit Zaum und Zügel, ihrem Schmuck, musst du sie bändigen, sonst nahen sie dir nicht.
Das kann schon mal etwas schmerzhaft sein. Aber sicher ist, Gott meint es gut mit uns.
Er möchte, dass die Wesenszüge des Wildesels, der alten Natur verschwinden, und wir mehr und mehr brauchbar und nützlich für ihn sind.
Bitten wir Gott um Hilfe, dass wir es ihm nicht so schwer machen und lasst uns seiner Stimme folgsam sein.
Wenn du Zweifel hast, was sein Wille für dich und deine Situation, für dein Leben ist, dann geh nicht einfach nach Gutdünken drauf los, sondern bitte ihn aufrichtig, dass er dir zeigt, was er von dir möchte, wie du ihm gefallen kannst.
Ein solches Gebt bleibt garantiert nicht ohne Antwort.
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