Und als Daniel erfuhr, dass die Schrift aufgezeichnet war, ging er in sein Haus. Und er hatte in seinem Obergemach offene Fenster nach Jerusalem hin; und dreimal am Tag kniete er auf seine Knie und betete und lobpries vor seinem Gott, wie er vorher getan hatte. Da liefen jene Männer eilig herbei und fanden Daniel betend und flehend vor seinem Gott. (Daniel 6,12).
Im ganzen persischen Reich wurde es untersagt, 30 Tage lang von irgend jemand etwas zu erbitten – außer von Darius. Wer sich dieser Anordnungen widersetzen würde, sollte mit dem Tod bestraft werden.
Und was tat der treue Daniel? Er protestierte nicht gegen dieses Verbot und er ging nicht dagegen vor, sondern er tat einfach das, was er immer getan hatte: Er betete und lobpries dreimal am Tag am offenen Fenster.
Er hätte sagen können:
- Ich kann auch in einer Ecke zu Gott beten, wo man mich nicht so schnell sieht.
- Ich kann im Wald beten, wo mich keiner sieht und hört.
- Ich kann im Herzen zu Gott beten.
- Ich kann nachts beten.
- Ich kann dreißig Tage lang mal aufs (laute) Gebet verzichten, diese Zeit ist überschaubar.
- Ich muss das nicht wie bisher machen, denn das Gesetz schreibt weder ein dreimaliges Gebet, noch ein lautes Gebet, noch ein Gebet am offenen Fenster ausdrücklich vor.
Doch Daniel hat so nicht argumentiert. Warum nicht? Weil er nicht den Eindruck erwecken wollte, als würde er dieses Gebot des Königs auch nur im Entferntesten akzeptieren. Er wollte zuerst seinen Gott vor den Menschen ehren. Dabei aber machte er sich aber nicht am König schuldig, wie er später mit gutem Gewissen bezeugen kann (Dan 6,23).
Diese Entschiedenheit brachte Daniel eine Nacht in der Löwengrube ein. Aber Gott bewahrte ihn wunderbar und verherrlichte seinen Namen. Gott bekannte sich zu seinem Knecht.
Gerrid Setzer
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