15. Umkehr des einen Verbrechers
Dann geschieht etwas Erstaunliches. Einer der beiden Verbrecher kehrt um. Nachdem er zunächst lästert, wie der andere Verbrecher, scheint sich bei ihm eine Wandlung vollzogen zu haben. Vielleicht hat Ihn der Heiland durch Sein Verhalten beeindruckt. Still hat Er alle Lästerungen und Folter über sich ergehen lassen, hatte sogar für Seine Feinde gebetet. Und doch ist die Umkehr des Verbrechers ohne Zweifel ein Wunder Gottes, so wie jede Bekehrung eines ist.
Hier ist es wieder nur Lukas, der von dieser Umkehr berichtet. Während einer der Verbrecher mit den Beleidigungen weitermacht, weist ihn der andere plötzlich zurecht. „Auch du fürchtest Gott nicht, da du in demselben Gericht bist? Und wir zwar mit Recht, denn wir empfangen, was unsere Taten wert sind; dieser aber hat nichts Ungeziemendes getan.“ Dann wendet er sich an den Heiland. „Gedenke meiner Herr, wenn du in deinem Reich kommst.“ Wunderbar, was die Gnade in diesem Todgeweihten bewirkt. Er bekennt, dass er zurecht dort hängt. Dass er schuldig ist. Gleichzeitig bekennt er, dass der Mann in der Mitte unschuldig ist, nichts Böses getan hat. Mit dieser Erkenntnis spricht er dann den Heiland an. Er allein kann ihn retten. Sein Wunsch macht deutlich, dass er diesen Jesus als den wahren Christus erkennt. Als den, der einmal sein Reich aufrichten würde. Das zu erkennen, obwohl dieser Christus gerade an einem Kreuz hingerichtet wird, bringt nur von Gott geschenkter Glaube fertig! Was für eine Gnade! Wenn es soweit sein würde, wenn Christus Sein Reich aufrichten würde, dann wollte er, dass der Heiland an ihn denken würde.
16. Seine zweite Aussage am Kreuz
Und der Heiland denkt an ihn! Aber nicht erst, wenn Er Sein Reich errichten würde. „Heute wirst du mit mir im Paradies sein.“ Echte Schächergnade! Kurz vor seinem Lebensende erfährt dieser Mann, der sein gesamtes Leben in Auflehnung gegen Gott gelebt hatte, dass sein Platz im Paradies ist. Bei Jesus Christus! Wie anders als der andere Verbrecher konnte er seine letzten Stunden hier auf der Erde verbringen. Wenn er auch die Hinrichtung erlebte, Todesqualen hatte, so konnte er doch mit einem befreiten Gewissen und echter Hoffnung sterben! Gerettet!
Und der Heiland? Er bringt mich zum Staunen. Trotz aller Qualen am Kreuz, hört Er dem Verbrecher zu! Wieder denkt Er nicht an sich! Er hat für den, der Ihn bis kurz vor sein Lebensende abgelehnt hat, der dort sogar noch unter Todesqualen lästerte, eine herrliche Antwort! „Wahrlich, ich sage dir: Heute wirst du mit mir im Paradies sein.“ Wie liebt Er den Sünder – wie gewaltig ist Seine Gnade! Ich muss erkennen, wie wenig ich davon verstehe!
Ich freue mich für den Heiland, dass Er bei all dem, was Er dort erleidet, in dieser geretteten Seele einen gewissen Trost findet. „Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein. Wenn es aber stirbt, bringt es viel Frucht.“ (Joh.12,24). Er war noch nicht gestorben – und doch: Hier war Frucht (Jes.53,11). Er würde nicht allein im Paradies sein. Hier war der Erste – viele würden folgen!
Ich freue mich auch für den Verbrecher. Was für ein gewaltiges Erlebnis. Seitenwechsel! Kurz vor seinem Tod bekommt er das wahre Leben geschenkt. „wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt“ (Joh.11,25). Manche haben die Unschuld des Herrn in den vergangenen Stunden bekannt und sind doch verloren! Judas zum Beispiel (Mt.27,4), Pilatus (Mt.27,24) oder auch Herodes (Lk.23,15). Aber keiner von ihnen ist wirklich umgekehrt. Dieser Verbrecher aber ist für ewig gerettet. Gerettet, so wie ich!
O, welch ein Heiland, Herr, bist Du!
Der Sünder findet sel’ge Ruh,
die niemand kann ergründen.
Ein Abgrund der Barmherzigkeit
verschlingt ein Meer voll Herzeleid.
Du starbst für unsre Sünden.
Ja, Du, Jesu,
hast Dein Leben hingegeben,
um von Sünden
uns auf ewig zu entbinden.
Holdsel’ger, treuer Friedefürst,
wie hat Dich nach dem Heil gedürst‘,
dem Heil verlorner Sünder!
Es floss Dein Blut am Kreuzesstamm,
es floss für uns, o Gotteslamm,
nun sind wir Gottes Kinder.
Freude! Freude!
Durch Dein Sterben sind wir Erben.
Dort am Throne
gibst Du uns die Siegeskrone.
Text: Johann Ludwig Konrad Allendorf (*1693 †1773)
Comments