11. Beleidigung am Kreuz – Die Vorübergehenden
„Alle die mich sehen, spotten über mich“. Hier auf Golgatha erfüllt sich buchstäblich, was der Herr voller Schmerz in Psalm 22,8 gesagt hat. Alle, die Ihn dort hängen sahen, haben gespottet. Keine Personengruppe war davon ausgenommen. Ganz gleich, ob es das Volk war, Personen, die vorbei gingen, Hohepriester, Schriftgelehrte, Älteste, die Soldaten, ja, sogar die beiden Verbrecher, die mit Ihm gekreuzigt waren! Sie alle vereinen sich, um Ihn zu beleidigen, Ihm in ihrem ganzen Hass, ihrer ganzen Verachtung weitere Schmerzen zuzufügen. „sie reißen die Lippen auf, schütteln den Kopf“ (Ps.22,8).
In Jerusalem wurde das Passahfest gefeiert. Viele Juden waren unterwegs in die Stadt. Sie kommen an Golgatha vorbei. Matthäus und Markus nennen sie die Vorübergehenden. Schaulustig bleiben sie stehen und sehen zu. Lukas drückt es so aus: „das Volk stand da und sah zu“. Niemand begriff , was dort passierte, welche Schmerzen der Herr dort aushielt. „Merkt ihr es nicht, alle, die ihr des Weges zieht? Schaut und seht, ob ein Schmerz ist wie mein Schmerz, der mir angetan wurde“ (Klg.1,12). Kein Herz das mitfühlte und mitlitt! Der Heiland wartet auf Tröster – es sind keine da (Ps.69,21). Einsam, still und unverstanden hängt Er am Kreuz.
Das allein war schon quälend genug! Doch die Vorrübergehenden gehen nicht einfach teilnahmslos weiter, nachdem sie ihre Schaulustigkeit befriedigt hatten. Nein, sie lästern! „Der du den Tempel abbrichst und in drei Tagen aufbaust, rette dich selbst.“ (Mt.27,40). Schon in der Gerichtsverhandlung in Matthäus 26,61 hatten die falschen Zeugen den Satz aus Johannes 2,19 verdreht. Nicht Er würde den Tempel abbrechen. Sie würden es tun und Er würde diesen Tempel in 3 Tagen wieder errichten. Er hatte von Seinem Körper gesprochen. Dem Körper, in welchem Gott anwesend war, in welchem die Fülle der Gottheit wohnte. In dem von Herodes gebauten Tempel wohnte Gott nicht mehr. Aber Er war in Seinem Sohn zu seinem Volk gekommen. Jetzt lästern sie und merken nicht, dass sie es waren, die gerade im Begriff standen, den Tempel abzubrechen!
„[…] rette dich selbst. Wenn du Gottes Sohn bist, so steige herab vom Kreuz!“ Er ist Gottes Sohn! Zahllose Begebenheiten und Situationen in Seinem Leben hatten das bewiesen. Aber er stieg nicht vom Kreuz herab. Er rettete nicht sich selbst, sondern uns! In Seiner grenzenlosen Liebe blieb Er unter all dem Spott und der Verachtung des Volkes dort oben hängen. Der Gerechte für die Ungerechten. Ohne ein Wort zu erwidern erträgt Er alle Misshandlungen. „er beugte sich und tat seinen Mund nicht auf“ (Jes.53,7). Er war wirklich „verachtet und verlassen von den Menschen, ein Mann der Schmerzen und mit Leiden vertraut.“ (Jes.53,4).
Was fühltest du, als dort am Kreuze,
in der entwürdigenden Schmach
Dich hasserfüllte Blicke trafen
und Hohn Dein liebend Herze brach!
Herr Jesus, Deine große Liebe
rührt tief mein Herz aufs neue an.
Für mich hast Du Dich hingegeben –
Anbetung Dir, Du Schmerzensmann.
Text: Egbert Brockhaus 2011 in Anlehnung an John Nelson Darby
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