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Golgatha (8)


12. Beleidigung am Kreuz  – Die Führer des Volkes


Ebenso, wie die Vorübergehenden, verspotten Ihn auch die geistlichen Führer der Juden. Matthäus berichtet davon am ausführlichsten. Unterschiedlicher Stand und unterschiedliches Ansehen spielten dabei keine Rolle mehr. Eigentlich blickten die geistlichen Führer verächtlich auf das Volk herab. „Diese Volksmenge aber, die das Gesetz nicht kennt, sie ist verflucht!“ hatten sie in Johannes 7 gesagt. Hier stimmen sie gerne in den Hohn dieses Volkes mit ein. „Ebenso“, schreibt Matthäus.


Auch die unterschiedlichen Auffassungen in religiösen Fragen waren plötzlich vergessen. Die Sekte der Sadduzäer (Hohenpriester) und die Sekte der Pharisäer (Schriftgelehrte) stehen gemeinsam, Schulter an Schulter, mit den Ältesten vor dem Kreuz und verhöhnen den Heiland.


Andere hat er gerettet, sich selbst kann er nicht retten.“ Ja, das hatte Er wirklich getan. Wie viele Menschen haben, während der Herr auf der Erde lebte, Seine Rettung erfahren. Und die Führer des Volkes haben das gesehen! Sie selbst sagen es hier und spotten dann, „sich selbst kann er nicht retten.“ Und sie haben recht! Wenn der Heiland Menschen für die Ewigkeit retten wollte, dann konnte Er sich selbst nicht retten. Er musste in den Tod gehen. Kein anderer Weg hätte echte, ewige Rettung gebracht. So bleibt Er am Kreuz! Für mich! Legionen von Engeln standen Ihm zur Verfügung. Er ruft nicht Eine und obwohl Er die Macht hatte, herab zu steigen (Vers 42), hielten Ihn Sein Gehorsam und Seine Liebe dort oben am Kreuz.


Er ist Israels König; so steige er jetzt vom Kreuz herab, und wir wollen an ihn glauben.“ Wirklich? Sie haben so viele Zeichen von Ihm gesehen und glaubten nicht an Ihn. Der Grund dafür lag nicht in fehlenden Zeichen. Davon hatte es genug gegeben. Der wahre Grund war die Bosheit ihrer Herzen. Sie hassten Ihn und wollten nicht an Ihn glauben. Sie waren nicht bereit, sich vor Ihm zu beugen und sie wären es auch nicht gewesen, wenn Er vom Kreuz herabgestiegen wäre.


So spotten sie weiter und fügen ihren Beleidigungen die Schmerzhafteste hinzu: „Er vertraute auf Gott, der rette ihn jetzt, wenn er ihn begehrt; denn er sagte: Ich bin Gottes Sohn.“ (Mt.27,42). Psalm 22,9 sagt diese Beleidung voraus und macht in seinem Verlauf deutlich, wie schlimm sie für den Herrn war. Sie trifft direkt Seine Beziehung zu Gott, Seinem Vater und die Beziehung des Vaters zu Ihm!


Niemand vertraute Gott, wie der Herr. „von meiner Mutter Leib an bist du mein Gott.“ (Ps.22,11). Er war in jedem Moment Seines Lebens im vertrauten Gespräch mit Ihm. Er war der erste Mensch, der in Seinen Gedanken, Worten und Taten Gott ehrte, weil Er Ihm vertraute. Immer! Vollkommen! Dieses Vertrauen machte die Beziehung zu Seinem Vater aus. Und der Vater liebt den Sohn (Joh.3,53). Nichts hat diese, für uns unvorstellbare Beziehung gestört. Auch der Weg ans Kreuz nicht. „Sie gingen beide miteinander.“ (1.Mo.22).


Und doch blieb der Himmel nach diesem Spott der jüdischen Geistlichkeit stumm. Keine Reaktion auf diesen Hohn. Zu anderen Zeiten hatte sich der Himmel geöffnet. Hier nicht! Als hätten sie recht…


Der Herr erlebt, was Er in Psalm 42,11 ausdrückt: „Wie eine Zermalmung in meinen Gebeinen höhnen mich meine Bedränger, indem sie den ganzen Tag zu mir sagen: Wo ist dein Gott?“ Auch dieser Spott zerbrach Sein Herz. Von Seinen Lippen aber kommt kein Wort! Er erträgt das, leidet stumm und denkt dabei an mich!



[…]
Du hast stille ohne Klagen,
Hohn und Schmach und Weh ertragen;
konntest selbst für die noch beten,
die Dich auf das Kreuz erhöhten;
ihren Spott, herabzusteigen,
nahmst Du wortlos hin – mit Schweigen.

Oh, wir Huldigen von Herzen
Dir Herr Jesus, Mann der Schmerzen;
[…]

Text: Paul Waltersbacher

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