Gott kann durch besondere Umstände zu uns sprechen und wir stellen uns die Frage, ob wir uns aktuell in einer solchen Situation befinden. Sind wir bereit zuzuhören?
In der Bibel lesen wir von vielen verschiedenen Tempeln. Im Alten Testament waren die Tempel greifbar, mit Händen erbaut, im Neuen Testament dagegen sehen wir auch geistliche Tempel, die nicht mit Händen gemacht sind. Dennoch erkennen wir in vielerlei Hinsicht Gemeinsamkeiten, von denen wir eine näher betrachten wollen, und zwar wie diese Bauten immer wieder von Gott verlassen wurden.
Unter Mose wurde die Stiftshütte („mobiler Tempel“) errichtet, damit Gott bei seinem Volk wohnen konnte (2. Mose 25, 8). Allerdings wurde die Bundeslade während eines Kampfes mit den Philistern aus der Stiftshütte hinausgebracht und kehrte nie zurück (1. Sam. 4, 4-5). Die Frau von Pinehas sagte als sie starb: „Die Herrlichkeit ist von Israel gewichen, denn die Lade Gottes ist genommen.“ (1. Sam. 4, 22). Später erinnert auch Asaph an dieses Ereignis: „Und er (Gott) verließ die Wohnungen in Silo, das Zelt, der er unter den Menschen aufgeschlagen hatte“. (Ps. 78, 60).
Viele Jahre später ereilte Salomos Tempel dasselbe Schicksal. In Jeremia 7, 14 sagt Gott: „…so werde ich diesem Haus tun […] wie ich Silo getan habe.“ Mit anderen Worten, Gott würde den Tempel verlassen und nicht mehr zurückkehren. Der Grund für dieses Handeln war „…die Bosheit meines Volkes Israel“. (Jer. 7, 12). Auch wurde das Verlassen des Tempels von Hesekiel aufgezeichnet, der dies bereits in einer Vision im Voraus sah: „Und die Herrlichkeit des Herrn erhob sich aus der Mitte der Stadt und stellte sich auf den Berg, der im Osten der Stadt ist.“ (Hes. 11, 23). Kurz darauf wurde der Tempel von dem König Nebukadnezar zerstört.
Der Tempel des Herodes wurde 70 n.C. von den Römern zerstört, aber das innere Heiligtum wurde nie von Gottes Gegenwart erfüllt, folglich wurde es auch nie von Gott verlassen. Der Herr Jesus verließ den Tempel zum letzten Mal in Matthäus 24, 1 und kehrte nie mehr zurück.
In besonderer Weise sehen wir aber dann wie der Herr Jesus seinen Körper als den „Tempel seines Leibes“ beschreibt (Joh 2,21). Die Menschen würden ihn „zerstören“ und „abbrechen“, indem sie ihn an das Kreuz schlugen, Ihm unfassbare körperliche Leiden zufügten und Ihn schließlich töteten. Doch bei alledem erlebte der Herr Jesus auch, dass Sein Gott ihn verließ als er in tiefsten Leiden ausrief: „Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen?“ (Matt. 27, 46). Der Herr Jesus war in sich rein, ohne Sünde und heilig, aber es war unsere Sünden und Schuld, die auf ihn geladen wurden. Darum musste Jesus Christus von Gott verlassen werden, denn ein heiliger Gott kann mit Sünde keine Gemeinschaft haben.
Wir können daraus besonders lernen, dass auch die örtliche Versammlung oder Gemeinde ein Tempel ist. Das lesen wir in 1. Kor. 3, 16. Wenn die Dinge in der Gemeinde so gravierend falsch laufen, kann es sein, dass der Leuchter von uns weggerückt wird (Off. 2, 5). Das bedeutet, dass der Herr sich nicht mehr zu der örtlichen Gemeinde bekennen kann und so unser christliches Zeugnis vor der Welt Schaden nimmt.
In dem Brief an die Gemeinde in Laodizea (Off 3,14ff) entdecken wir sogar den Umstand, dass der Herr nicht mehr in der Gemeinde anwesend ist, sondern vor der Tür steht und anklopft, um von dem Einzelnen eingelassen zu werden und Gemeinschaft zu haben. Hiermit ist kein persönliches Verlassen werden von Gott gemeint. "[...] nie sah ich den Gerechten verlassen [...]" (Psalm 37,25) Natürlich bleibt unsere Errettung von der Sündenschuld und unser ewiges Heil immer bestehen, sofern wir den Herrn im Glauben angenommen haben.
Lasst uns deshalb dafür beten, dass er uns zeigt, wo wir (wenn nötig) Korrekturen vornehmen müssen, damit der Herr gerne in unserer Mitte wohnt.
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