„Niemand kann zwei Herren dienen“ (Mt 6,24).
Jesus ist entweder Herr über alles oder über nichts. Kein Mensch arbeitet gleichzeitig für zwei Fabriken, kein Sklave gehört zwei Herren zugleich. Sieh dich vor, dass, wenn du ihm nach deinem Dafürhalten einen zweitrangigen Platz einräumst, du nicht eines Tages zu spät mit der Entdeckung erwachst, dass er überhaupt nicht mehr da ist. Denn er kann nur ganz oder gar nicht Herr sein. „Niemand kann zwei Herren dienen.“
„Erlaube mir zuerst", sagte ein junger Mann zu Jesus. — O nein, nicht „mir zuerst" — Gott zuerst! Meine Interessen müssen immer seinen Interessen untergeordnet sein, nie kommen sie zuerst. —
„Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes!"
Als Dr. Graham Scroggie aus Edinburgh einmal über dieses Thema gesprochen hatte, wurde er am Schluß der Versammlung von einer jungen Gläubigen angeredet, auf die sein Vortrag großen Eindruck gemacht hatte. „Warum liefern Sie sich Jesus nicht aus?" fragte Dr. Scroggie. — „Ich fürchte, dass ich dann zwei Dinge tun müsste", gab das Mädchen zur Antwort. — „Und welche wären das?" forschte der Prediger. — „Ich spiele Klavier im Konzert und habe Angst, dass ich es aufgeben müsste", erklärte die Gefragte. — „Und das andere?"
„Ich habe Angst, dass Gott mich als Missionarin nach China schicken könnte." — Dr. Scroggie verhielt sich der Ängstlichen gegenüber sehr weise. Er schlug seine Bibel auf und erklärte dem jungen Mädchen das ungereimte Verhalten des Petrus in Apostelgeschichte 10,14. Ein Sklave hat sich in gar keinem Fall zu weigern. „O nein" sagen und dann das Wort „Herr" hinzufügen, das ist ausgeschlossen.
„Nun", sagte Dr. Scroggie, „ich möchte, dass Sie entweder die Worte ,O nein' durchstreichen und das Wort ,Herr' stehen lassen, oder aber, wenn Sie die Worte ,O nein' schon stehen lassen wollen, dann das Wort ,Herr' ausstreichen.“
Er drückte ihr seinen Bleistift in die Hand und ging ruhig beiseite. Zwei Stunden lang kämpfte sie, bis er zurückkehrte. Als er ihr über die Schulter blickte, sah er auf ein tränennasses Blatt, aber die Worte „o nein" waren durchgestrichen. Mit einem frohen Licht in den Augen verließ sie den Versammlungsraum und ging nach Hause, immer wieder das Wort „Herr" vor sich hinsagend. Nicht länger würde sie ihren eigenen Willen walten lassen. Sie war nun seine Jüngerin und er ihr Herr und Meister. Von nun an würde es heißen „Ja, Vater“, und „Was willst du, dass ich tun soll, Herr?“
„Liebst du mich mehr als diese?" Ich kann mir vorstellen, wie Jesus erst auf die Boote und Netze, die ändern Jünger und schließlich auf Heim und Angehörige des Petrus zeigte. „Wer kommt zuerst, Petrus? Ich? Liebst du mich mehr als diese?" Das ist die Frage, die er uns heute noch stellt. Wollen wir ihm alles übergeben und ihn zum Herrn machen?
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