Ich habe einmal ein Lamm sterben sehen. Es war ein äußerst ergreifender und zugleich schrecklicher Anblick.
Als es an den Ort der Schlachtung gebracht wurde, sah es besonders liebenswert aus. Kinder hätten es gern gestreichelt und liebkost. Die Jungen jeder Tierart sind reizend - Kätzchen, Welpen, Küken, Kälber und Fohlen - aber ein Lamm ist ganz besonders anziehend.
Als es dort stand, war es der Inbegriff der Unschuld. Sein weißes, makelloses Fell vermittelte den Eindruck von Reinheit. Es war sanft und mild, hilflos und schutzlos. Seine Augen waren besonders ausdrucksvoll; sie sprachen von Angst, Schmerz und Qual. Es schien völlig grundlos, dass ein so junges, so schönes Geschöpf sterben sollte.
Nun wurden die Beine zusammengebunden und das leidende Lamm lag auf der Seite, schweratmend, als ahne es den bevorstehenden Tod. Mit einer schnellen Bewegung führte der Schlächter das Messer quer über die Kehle. Das Blut ergoss sich auf den Boden. Der kleine Leib verkrampfte sich in Todeszuckungen und lag bald darauf still. Das sanfte Lamm war gestorben.
Einige der Zuschauer hatten sich abgewandt; zu traurig war der Anblick. Andere wischten sich die Tränen aus den Augen. Niemand redete ein Wort. Im Glauben sehe ich ein anderes Lamm sterben - das Lamm Gottes. Es ist ein gesegneter und zugleich furchtbarer Anblick.
An diesem Lamm ist alles lieblich: Er ist ausgezeichnet unter Zehntausenden, der Schönste der Schönen, und während Er zum Ort der Schlachtung geführt wird, steht Er in der Blüte Seiner Jahre.
Er ist nicht nur unschuldig - Er ist heilig, unbefleckt, abgesondert von den Sündern, ohne Fehl und Flecken. Es scheint völlig grundlos, jemand zum Tode zu bringen, der so rein ist.
Aber die Henker nehmen Ihn und nageln Ihn ans Kreuz, durch Hände und Füße hindurch. Dort erleidet Er die auf Ihn konzentrierten Qualen und Schrecken der Hölle als Stellvertreter für Sünder. Und während dem allen sind Seine Augen voller Liebe und Vergebung.
Nun ist die Zeit Seiner Leiden beendet. Er gibt Seinen Geist auf und Sein Leib hängt schlaff am Kreuz. Ein Soldat durchbohrt Seine Seite und heraus fließt Blut und Wasser. Das Lamm Gottes ist gestorben.
Mein Herz ist voll. Heiße Tränen fließen ungehindert. Ich falle auf meine Knie und danke Ihm und preise Ihn! Allein der Gedanke - Er ist für mich gestorben! Ich werde nie aufhören, Ihn zu lieben.
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