10. Die Kreuzigung der Verbrecher
Die zwei Verbrecher, die den Zug nach Golgatha begleitet haben, sollen ebenfalls durch das Kreuz hingerichtet werden. Sie haben die Szene beobachtet, die sich auf Golgatha abgespielte. Was in ihnen vorging, wissen wir nicht. Ihre Hinrichtung stand kurz bevor. Ganz anders jedenfalls als der Heiland, werden sie mit sich selbst und ihrer Todesstrafe beschäftigt gewesen sein. Nun war der Zeitpunkt gekommen. Sie werden gekreuzigt und ihre Kreuze werden rechts und links neben dem Kreuz des Herrn aufgerichtet. „Jesus aber in der Mitte.“, schreibt Johannes.
Das war der Platz, den die Menschen für Ihn hatten. Zwischen zwei Verbrechern. Der einzige, vollkommene Mensch, der je auf dieser Erde gelebt hat; der mitfühlendste und hilfsbereiteste Mensch, die Person, die ihrem Gegenüber in echter, einzigartiger Liebe begegnet ist – der wirklich gut war – ja, der ewige Sohn Gottes findet Seinen Platz zwischen zwei Verbrechern! In der Mitte – als sei Er der Schlimmste! Keine Gelegenheit haben sie ausgelassen, Ihm zu zeigen, wie sehr sie Ihn verabscheuten. Er ist „den Übertretern beigezählt worden“ (Jes.53,12).
Der Herr sieht, wie rechts und links neben ihm zwei Kreuze aufgerichtet werden. Er sieht die beiden Verbrecher, die dort ihr gerechtes Urteil empfangen. „Der Lohn der Sünde ist der Tod“. Ohne Frage hat Er beim Anblick dieser Beiden gelitten! So, wie Er immer gelitten hat, wenn Er das Elend der Menschen gesehen hat. Oft hat er geseufzt, war innerlich bewegt, erschütterte sich. Er litt beim Anblick der Folgen der Sünden. In diesem Sinn schreibt Jesaja: „Er hat unsere Leiden getragen, und unsere Schmerzen hat er auf sich geladen.“ (Kap.53,4).
Und war Er nicht wegen solcher Verbrecher auf diese Erde gekommen? Er hatte es selbst gesagt. Nicht, um Gerechte zu rufen, sondern Sünder (Mk.2,17). Es muss Ihn geschmerzt haben, zu wissen, dass einer der Beiden unversöhnt in die Ewigkeit gehen würde. Verloren!
So hängt Er in der Mitte, Er der wahre Mittelpunkt dieses Universums. Er war es damals am Kreuz, ist es heute, wenn die Gläubigen zusammen sind (Mt.18.20) und Er wird es auch in Zukunft sein (Off.5,6). Alles dreht sich um Ihn, wie die Planeten um ihre Sonnen und die Elektronen um ihre Atomkerne. Er ist der wahre und einzige Mittelpunkt im Herzen Gottes. Mittelpunkt aller Seiner Gedanken und Wege – und auch in meinem Herzen soll Er allein das echte Zentrum sein!
„Jesus-Name“! Lebenssonne,
Du, des Vaters ew’ge Freud,
bist auch meine Lust und Wonne,
jetzt und bis in Ewigkeit.
Text: Carl Brockhaus (*1822 †1899) | Melodie: William Letton Viner (*1790 †1867)
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